Ausbildung
Lehre und Meisterprüfung im Malerhandwerk
Studium an der Werkkunstschule Dortmund
Preise/Auszeichnungen
1971 Stipendium der Aldegrever Gesellschaft in Haltern-Flaesheim
Teilnahme/Mitgliedschaften
1984 Teilnehmender Künstler an dem Kunstverein-Projekt
"Kunst in der Landschaft"
Mitglied der Künstlergemeinschaft "gerade"
(mit Glasmeier und Hilmar)
1990 Teilnehmender Künstler an dem IBA-Projekt
"Kunstmeile Gelsenkirchen" 1990
Ausstellungen
u.a. in Bielefeld, Coesfeld, Essen, Gelsenkirchen, Hagen, Hattingen,
Herne, Lindau, Lüdenscheid, Marl, München, Münster, Oldenburg, Plettenberg,
Unna, Worpswede, Winnekendonk,
Salzburg
Nachruf
Erinnerung an Heinz und Wilma Wieck
Die Angliederung der Gedächtnisschau für Heinz und Wilma Wieck
an die Ausstellung "Kunst - Natur - Kunst" empfand der Kunstverein
als eine angemessene Form des Dankes an ein Künstlerehepaar, das sich
stets mit der Gelsenkirchener Kunstszene verbunden fühlte, im Besonderen
jedoch als langjährige Mitglieder mit der Arbeit des Kunstvereins, zu
dessen Vorstandsteam Wilma Wieck längere Zeit gehörte. Sosehr wie
das kurz hintereinander erfolgte Hinscheiden der beiden, für alle
Erscheinungsformen der zeitgenössischen Kunst aufgeschlossenen Künstler
ein tragischen Ereignis ist, so sehr fehlen sie im kulturellen Geschehen des
Ruhrgebietes. Beide fühlten sich nicht nur dem eigenen Konzept verpflichtet,
sondern auch der Förderung junger Kollegen bzw. dem Hinweis auf die Werke
namhafter Kunstschaffender aus ihrem Umfeld. Die Ausstellungen im Wieck-Haus in
Haltern Flaesheim waren jedes Mal ein Ereignis, das viele Interessenten anlockte.
Heinz Wieck wurde 1935 in Recklinghausen geboren. Nach einer Lehre
und der Meisterprüfung im Malerhandwerk studierte er an der
Werkkunstschule in Dortmund und erhielt ein Stipendium der Aldegrevergesellschaft.
Heinz Wieck zählte zu den Mitgliedern des "Kunstmeile"-Projektes
und hinterlässt dort eine empfindliche Lücke, zumal er sich im letzten
Jahrzehnt vorwiegend mit der konstruktiven Vermessung von Landschaft und Architektur
befasste.
Der Kunstverein präsentierte Heinz Wieck unter anderem 1983 zusammen
mit fünf weiteren Künstlern bei der Ausstellung "gerade".
Hier versuchte Heinz Wieck mit seinen Raumdemonstrationen die Ambivalenz von
menschlicher Geistigkeit und natürlicher Raumdemonstration optisch erfahrbar
zu machen. Indem er in die Natur seine stramm gezurrten Linien aus
weißen Kunststoffseilen zog, setzte er die abstrakte geistige
"Mensch"-Welt der amorphen, vielgestaltigen Natur entgegen.
Die weißen Linien im Raum erschienen nachvollziehbar, ließen
Räume und Flächen immateriell, nur im Kopf entstehen, in die
natürliche Umwelt eindrang, ohne diese aber zu stören oder
gar zu zerstören. Seine "linearen Weisungen" genannten
Verspannungen im Raum zeugten von der Durchdringung der Natur durch den
menschlichen Geist und der linearen Erkenntnismöglichkeit.
Sie sollten aber gleichzeitig den Beweis liefern, dass dieser Prozess
nicht unterwerfend, zertrümmernd sein muss, sondern harmonisch
durchdringend, gegensätzlich zwar, aber ergänzend, erweiternd.
Wilma Wieck war stets die Ansprechpartnerin bei der Entdeckung
von Neuland ihres Mannes, und sie unterstützte sein Engagement,
jedoch behielt sie sich auch die Freiheit des eigenen künstlerischen
Entwurfs vor. Ihr gestalterisches Feld waren die Fahnen und Tücher aus
Leinengarnen, die auf dem Handwebstuhl entstanden, erdhafte rustikale Bahnen
oder schleierartige lichtdurchlässige Gebilde von unnachahmlicher Anmut.
Nunmehr fungieren sie als Grabtücher für eine ungewöhnliche
Frau und Künstlerin.
Anneliese Knorr, 1998)